Wie läuft eigentlich ein Designprojekt ab?

Tools & Workflow

Wie läuft eigentlich ein Designprojekt ab?

So vielfältig meine Kundenprojekte auch sind – ein erprobter Workflow ist die Basis für einen reibungslosen und transparenten Projektablauf.

Kein Projekt gleicht dem anderen und jede zwischenmenschliche Zusammenarbeit hat ihre eigene Dynamik. Dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten zwischen den vielfältigen Projekten, die ich für meine Kundinnen und Kunden umsetze.

Die entscheidendste Gemeinsamkeit: der Workflow. Um ein Projekt für alle Beteiligten (Kundin/Kunde, Projektpartner*innen und mich selbst) transparent und übersichtlich zu gestalten, arbeite ich in der Regel mit Projektphasen und Meilensteinen. Warum das so ist – und warum ich meine Arbeit gern mit einem Arztbesuch vergleiche – liest Du in diesem Artikel.

Um umständliche Gender-Akrobatik zu vermeiden, ist dieser Artikel als direkte Ansprache formuliert.

Aller Anfang: die Projektanfrage

Ein Projekt beginnt in der Regel, weil etwas kaputt ist oder weil etwas nicht existiert (nach Dan Saffer). 

Klare Sache. Auch wenn Dir die Motivation für ein Projekt nicht ganz klar sein sollte – es gibt auf jeden ein »Problem«, das gelöst werden muss. Und dazu brauchst Du scheinbar eine Designerin bzw. einen Designer. Zunächst müssen wir also herausfinden, womit wir es zu tun haben und eine Idee davon bekommen, wie das Ergebnis der Zusammenarbeit aussehen soll.

Den Erstkontakt baust Du in der Regel über eine Mail oder einen Anruf auf, in dem Du von Deinem Vorhaben erzählst. Je mehr Infos Du mir gibst, desto besser kann ich frühzeitig beurteilen, ob ich der richtige Partner für Dein Projekt bin. Diese Entscheidung mache ich darüber hinaus von grundlegenden Kriterien abhängig, die für mich erfüllt sein müssen:

  • Das Projekt ist spannend und/oder interessant.
  • Die zwischenmenschliche »Chemie« scheint zu stimmen.
  • Du stehst mit Leidenschaft hinter Deiner Idee.
  • Das Projekt lohnt sich auch finanziell.

Ausschlusskriterien sind Aussagen wie »Ich brauche nur jemanden, der das schnell zusammenschiebt« oder »Fang erstmal an, über Inhalte sprechen wir später«. Mehr zu meinem Selbstverständnis und unserer Vorstellung von Zusammenarbeit in meinem Manifest.

Das erste Gespräch/Briefing

Wenn ich mir auf Grundlage der bisherigen Informationen und Eindrücke eine Zusammenarbeit vorstellen kann, folgt ein erstes Gespräch (am liebsten persönlich) zum Kennenlernen, Diskutieren, Fragen stellen und für das Briefing. Darin klären wir Aufgaben und Zielsetzung des Projekts, Kontext, Hintergrund, Zeitraum und Budget, Anforderungen, Rahmenbedingungen, Leistungen, Beteiligte und so weiter.

Zu diesem Zeitpunkt kann ich übrigens noch keinen konkreten Preis nennen, eine auf Erfahrungen basierende Einschätzung mit einer Preisspanne in der Regel aber schon.

Wenn sich beide Seiten darüber im Klaren sind, wo die Reise hingehen soll, folgt der nächste Schritt.

Angebot und Vertrag

Je nach Projektanforderungen (mache ich alles selbst oder hole ich Partner mit ins Boot?) bespreche ich mich mit meinem Netzwerk und schicke Dir ein Angebot, das wir zusammen im Einzelnen durchgehen.

Nimmst Du das Angebot an, ist der Vertrag unterschrieben und der im Zahlungsplan vereinbarte erste Abschlag bei mir eingegangen, kann das Projekt starten und wir durchlaufen die einzelnen Projektphasen.

Beispiel für ein Angebot mit Projektphasen
Flexible Projektphasen orientieren sich an der Kundin/am Kunden und der Projektgröße: In diesem Angebot wurden die Projektphasen Discover und Define zu einer Phase und einem Workshop zusammengefasst.

Projektphasen

Für gewöhnlich gliedert sich ein (Design-)Projekt in verschiedene Phasen, die von der Angebotserstellung über die Umsetzung bis hin zum Projektabschluss dabei helfen, die vielen Aufgaben innerhalb eines Projekts in sinnvolle und übersichtliche »Häppchen« zu zerlegen und Cluster zu bilden.

Folgende Projektphasen haben sich als sinnvoll erwiesen:

  1. Discover (Analyse, Exploration)
  2. Define (Strategie, Maßnahmen)
  3. Design (Konzeption, Gestaltung)
  4. Deliver (Umsetzung, Launch)

Die einzelnen Phasen werden im Folgenden ausführlicher erläutert.

Auch wenn diese Phasen nicht bei jeder Projektgröße sinnvoll sind, gehe ich in diesem Artikel der Einfachheit halber davon aus, dass die oben genannten vier Phasen Bestandteil des Projekts sind und in dieser Reihenfolge durchlaufen werden.

Beispiel für einen Projektplan mit Projektphasen und Meilensteinen
Der Projektplan gibt einen Überblick über die Projektphasen, Meilensteine und die jeweiligen Zeiträume bzw. -punkte.

Projektphase 1: Discover

Die Discover-Phase hilft mir, die Ausgangslage und das Projektpotenzial aktiv zu entdecken. Denn nur, wenn ich ein Verständnis für Deine Marke und Dein Business entwickle, kann meine Arbeit zu den gewünschten Ergebnissen führen und die Projektziele erreichen.

Ich lerne das Unternehmen, die Markenpersönlichkeit, Deine Sicht und die Deiner Kundinnen und Kundenkennen und nehme mir Zeit, um die Projektaufgabe richtig zu verstehen. Das kann mittels Analysen, Audits, Interviews oder in einem Kick-off-Workshop geschehen.

Meilenstein 1: Discover-Phase abgeschlossen, Ergebnisse liegen vor.

Projektphase 2: Define

Die Entdeckungen aus der Discover-Phase dienen als Grundlage für die Entscheidungen der Define-Phase. Jetzt wird das Thema eingegrenzt, Anforderungen und Ziele werden bestimmt, Ideen entwickelt, strategische Richtungenund Maßnahmen definiert.

Aus den Business-Anforderungen wird bspw. eine Kommunikations-Strategie für die relevanten Touchpoints. Die Vorgaben zur Markenpositionierung nutze ich, um Gestaltungsprinzipien abzuleiten.

Meilenstein 2: Define-Phase abgeschlossen, Freigabe für Maßnahmen erteilt

Projektphase 3: Design

Nach Deiner Freigabe der Strategien und Maßnahmen aus der Define-Phase startet die Design-Phase. Alle bis hierhin gewonnenen Erkenntnisse werden zusammengeführt und durch Design als strategisches Werkzeug in wirksame Kommunikation übersetzt.«

Je konsequenter wir in den ersten zwei Phasen Vorarbeit geleistet haben, desto genauere Vorstellungen haben alle Beteiligten an dieser Stelle davon, wie das Endprodukt aussehen sollte.

Vorschläge für geeignete Designansätze visualisiere ich zum Beispiel in Moodboards oder sogenannten »Stylescapes«, bestehend aus kuratierten Stimmungsbildern, Designelementen, Farben, Schriften und Screenshots.  

Gemeinsam besprechen und verfeinern wir das Stylescape, bis die Designrichtung stimmt und Deiner Freigabe nicht mehr im Wege steht. Damit haben wir die Grundlage für die nächsten beiden Phasen geschaffen.

Beispiel für ein Stylescape
Ein Stylescape dient zur Visualisierung des angedachten »Look & Feel«. Für unseren Kunden SENSIT, ein Coaching- und Fortbildungsunternehmen, haben wir ein belebendes, selbstbewusstes und mit jeder Menge Energie aufgeladenes Design geschaffen.

Abhängig vom Projekt finden in dieser Phase diverse »Schulterblicke« statt, um zu gewährleisten, dass die Übertragung des Designkonzepts auf die zuvor festgelegten Medien und Kanäle nach Plan verläuft.

Meilenstein 3: Design-Phase abgeschlossen, Freigabe für Design liegt vor

Projektphase 4: Deliver

Nach Freigabe der Design-Phase erstelle ich die vereinbarten Deliverables und übergebe ich Dir die Ergebnisse – je nach Projekt kann das ein Corporate-Design-Paket mit Logo, Farbdefinitionen und Styleguide sein oder die Lieferung fertiger Drucksachen. Oder aber die Übertragung der finalen Website auf den Liveserver und der Launch der Website.

Meilenstein 4: Deliver-Phase abgeschlossen, benötige Deliverables geliefert

In der Regel führen wir nach Projektabschluss ein Evaluationsgespräch, um Feedback einzuholen und zu geben.

That’s it, das Projekt ist abgeschlossen.

… und was hat das mit einem Arztbesuch zu tun?

Wie würde ein Arztbesuch ablaufen, wenn in unserem Szenario Du die Patientin bzw. der Patient wärst und ich die Rolle des Arztes einnehmen würde?

  1. Anamnese: Du berichtest mir von Deinen Beschwerden; ich stelle gezielt Fragen, um das Problem einzugrenzen und besser zu begreifen (Discover-Phase). Du hast bspw. Probleme mit der Atmung.
  2. Untersuchung/Diagnose: Wir gehen Deinen Beschwerden mittels diagnostischer Verfahren auf den Grund und finden die Ursache (Define-Phase). Ich untersuche die Lunge bspw. durch Auskultation, Funktionsprüfung und Blutanalyse.
  3. Behandlung/Therapie: Da ich die Ursache gefunden habe, bestimme ich gezielte Maßnahmen zur Heilung (Design-Phase). Die Untersuchung ergab eine bakterielle Infektion, die mit einem (leider) Antibiotikum therapiert werden muss.
  4. Heilung: Die Therapie in die richtige Position, Deine Beschwerden sind verschwunden (Deliver-Phase). Das Antibiotikum wirkt und nach einer Woche sind alle Nachuntersuchungen ohne Befund.